Bund, Länder und Kommunen benötigen fundierte Informationen, um sachlich-räumliche Defizite und kritische Entwicklungen beobachten und Handlungsbedarfe empirisch untermauern zu können. Grünflächen machen Städte für deren Bewohner attraktiv und steigern die allgemeine Umwelt- und Lebensqualität. Bei Fragen der sozialen Gerechtigkeit in der Stadt wird der Freiraumqualität im Wohnumfeld eine erhebliche Bedeutung beigemessen. Denn gerade Bewohnern sozial benachteiligter Quartiere stehen häufig weniger wohnungsnahe Grünflächen und damit weniger Erholungsmöglichkeiten im direkten Wohnumfeld zur Verfügung.
Mit diesem Projekt sollen grundlegende Fragen zur Ausstattung deutscher Städte mit urbanem Grün beantwortet werden. Bisher sind gesamtstaatliche Aussagen dazu nur auf der Grundlage von geotopographischen Daten zu treffen. Satellitendaten (Sentinel-2) aus dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus bieten sich hier als vielversprechende alternative Informationsquelle an.
Ziel des Vorhabens ist die Erarbeitung und Anwendung einer Methodik zur bundesweit flächendeckenden Erfassung von Stadtgrün sowie die Erarbeitung einer Typologie der stadträumlich-funktionalen differenzierten Grünausstattung von Städten in Deutschland. Grundlage hierfür ist die erklärte Absicht, die "Erfassung und Bewertung wichtiger Ökosystemleistungen sowie der angemessenen Freiraumversorgung der Bewohnerschaft mit städtischen Grün- und Freiflächen […] der Formulierung von Standards zugrunde […]" zu legen (BMUB Weißbuch Stadtgrün 2017, S. 13).
Als Ergebnis des Vorhabens werden Informationen und Indikatoren zur Grünausstattung von Städten und Stadträumen im Bundesgebiet flächendeckend oder in repräsentativen Fallstudien vorliegen. Außerdem wird ein Konzept für ein Stadtgrünmonitoring entwickelt sowie eine Web-Anwendung zur Grünausstattung ausgewählter Städte Deutschlands konzipiert und prototypisch umgesetzt. Die Ergebnisse werden in Form eines wissenschaftlichen Endberichts und einer Broschüre in der Herausgeberschaft des BBSR publiziert.
Auf Basis von Sentinel-2-Daten aus den Jahren 2015 bis 2017 und unter Verwendung von LUCAS-Referenzpunkten aus dem Jahr 2015 wurde eine deutschlandweite Klassifikation der Bodenbedeckung im 10m Raster erstellt (Abb. 1), welche unter geoservice.dlr.de/web/maps/de:lcc eingesehen und heruntergeladen werden kann. Neben den für dieses Projekt relevanten Vegetationsklassen Laubbäume, Nadelbäume und Wiese wurde die Erdoberfläche bundesweit flächendeckend nach bebautem und offenem Boden sowie Ackerland und Wasser differenziert (Abbildung).
In vertieften Auswertungen erfolgt die Berechnung von Indikatoren zu Grünvolumina mittels Laserscan-Daten bzw. Stereo-Luftbildern für ausgewählte Fallstudienstädte. Diese umfassen Städte verschiedenster Größenklassen und sind über Deutschland räumlich verteilt (Berlin, Leipzig, Potsdam, Hanau, Schwäbisch Gmünd, Solingen, Saalfeld, Bielefeld). Anhand der Fallstudienstädte werden beispielsweise Fragen zur Veränderung des Grünvolumens, Defizitanalysen hinsichtlich der Grünaustattung oder zur Saisonalität der urbanen Grünausstattung. Unter Zuhilfenahme von hochauflösenden soziodemographischen Daten werden auch Fragestellungen zur Zugänglichkeit von städtischem Grün bearbeitet.
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.