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Die Disruptivität der Anderen: Eine interdisziplinäre Analyse der Ko-Konstitution von Außenseiter*innen und Disruptionen in urbanen Transformationsprozessen

Problemstellung

Für eine beschleunigte gesellschaftliche Nachhaltigkeits-Transformation sind Disruptionen maßgeblich. Deren Emergenz, Merkmale und Wirkungen hängen jedoch wesentlich mit der Rolle von "Außenseiter*innen" zusammen: Einzelne oder Gruppen, deren Werte- und Handlungsorientierungen sowie Praktiken erkennbar und auch erheblich von der Mehrheit abweichen. Die Formation, Vernetzung und Strategien von Außenseiter*innen sind dabei ebenso relevant wie die Formen der Antizipation und Reaktion auf ihr Handeln seitens der bestehenden Institutionen und der durch sie legitimierten Akteur*innen.

Das Forschungsprojekt zielt daher darauf ab, ein umfassendes Verständnis der Relation von Außenseiter*innen und Disruptionen, sowie ihrer Wirkung auf urbane Transformationsprozesse zu entwickeln. Es erarbeitet neues Grundlagenwissen, um im Sinne gesellschaftlicher Ziele das transformative Potenzial von Außenseiter*innen stärken sowie ihre mögliche Marginalisierung, Radikalisierung oder obstruktiven Effekte verhindern zu können. Das Untersuchungsdesign verbindet Ansätze der Psychologie, Philosophie sowie Transformations-und Stadtforschung und konzentriert sich empirisch auf ein zentrales Handlungsfeld nachhaltiger Stadt- und Raumentwicklung (Mobilität). 

Forschungsziele

  • Bestehende Konzepte von disruptiver Agency und Außenseiter*innen (z.B. forerunners, institutional entrepreneurs, transformative leaders, grassroots activists, urban movements) sollen identifiziert und die kognitiven, institutionellen, sozialen, räumlichen und normativen Aspekte ihrer Konstitution reflektiert werden. Basierend darauf soll ein Analyserahmen entworfen werden, um die Beziehungen von Disruptionen und Außenseiter*innen in Transformationsprozessen abzubilden.
  • Die Logiken des Zusammenspiels von Wertorientierungen, Diskursen, Handlungen und Interaktionen, die die Konstitution von Außenseiter*innen innerhalb und außerhalb von Referenzsystemen charakterisieren, sollen analysiert werden. Dadurch soll aufgezeigt werden, wie Außenseiter*innen in sozialen, räumlichen und institutionellen Kontexte eingebettet sind und welche disruptiven Effekte daraus entstehen.
  • Aus den Erkenntnissen sollen transformative Governance- und Interventions-Ansätze abgeleitet werden, die die produktive Rolle von Außenseiter*innen gezielt so stärken, dass durch interne und externe Disruptionen neue Pfade kreiert sowie Nachhaltigkeits-Transformationen und lokale Resilienz gefördert werden können. Zugleich sollen unerwünschte Effekte wie die Exklusion von Außenseiter*innen oder Pfadabhängigkeiten vermieden werden.

Forschungsfragen

  • Wie lässt sich die Ko-Konstitution von Außenseiter*innen und Disruptionen verstehen?
  • Wie lassen sich disruptive bzw. transformative Wirkungen von Außenseiter*innen abschätzen und bewerten?
  • Wie müssen Strukturen und/oder Interventionen gestaltet werden, um das transformative Potenzial von Außenseiter*innen für gesellschaftliche Zielsetzungen produktiv nutzen zu können?

     

Forschungsansatz

Der Analyserahmen wird deduktiv und durch strukturierte interdisziplinäre Wissensintegration aus den relevanten Forschungsfeldern entwickelt, insbesondere der Philosophie (metacognitive sensitivity), Psychologie (cognitive affective mapping) und Transformationsforschung (transformative agency), sowie im Kontext sozialwissenschaftlicher Stadtforschung verortet und operationalisiert (urban movements, place making).

Empirisch wird auf der Basis von Dokumentenanalysen, verschiedenen Interviewdesigns und Fokusgruppen eine vergleichende Untersuchung zwischen ausgewählten deutschen Städten im Handlungsfeld Mobilität durchgeführt.

 

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

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