Was macht regionale Freiraumpolitik erfolgreich? – DFG-Projekt untersucht Entwicklung von Regionalparks

Regionalparks sind in Ballungsräumen als wichtige Orte der Erholung und des Schutzes von Natur und Landschaft kaum wegzudenken. Sie stemmen sich dem Flächenverbrauch entgegen oder helfen, versiegelte Flächen zu renaturieren. Wie konnten diese grünen Netze in den schwierigen Konfliktfeldern von Planung und Politik entstehen? Wie ließen sie sich gegen Widerstände weiterentwickeln? Wie können sie gestärkt werden? In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt FreiraumpolitikMSA sucht das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) Antworten auf diese Fragen.

Gerade in Ballungsräumen sind regionale und langfristige Initiativen zum Schutz und zur Entwicklung von Freiräumen von großer Bedeutung. Es gibt einige positive Beispiele, etwa verschiedene Regionalparks, die seit den frühen 1990er Jahren entstanden sind. Der Emscher Landschaftspark und der Regionalpark RheinMain sind hier als Pioniere zu nennen. Bei der Entwicklung der grünen Oasen haben sich Freiraumschutz und -entwicklung gegen einen oft starken Widerstand und gegen die Flächenkonkurrenz von Wohnungsbau und Gewerbeansiedlung durchgesetzt. Wie dies gelingen konnte, ist bisher noch ungenügend untersucht. Wenig beleuchtet blieb insbesondere die politische Dimension des Entscheidungsprozesses. Der Begriff der Freiraumpolitik wurde zwar geprägt, blieb aber an der Oberfläche.

Im Projekt "Freiraum, Politik, Planung, Zufall. Aktive regionale Freiraumpolitik besser verstehen mithilfe des Multiple-Streams-Ansatzes" (kurz: FreiraumpolitikMSA) nehmen Forschende des IÖR nun genau diese politische Dimension in den Blick. Dafür wollen sie den aus der Politikwissenschaft bekannten Multiple-Streams-Ansatz (MSA) erstmals nutzen, um an drei verschiedenen Fallbeispielen die Entstehung von Regionalparks nachzuvollziehen. Als Beispiele dienen der Emscher Landschaftspark, der Regionalpark RheinMain und der Grüne Ring Leipzig.

Genaue Prozessanalysen sollen aufzeigen, wie es zur Gründung und Einrichtung der Regionalparks kam und welche Rolle dabei der Zufall spielte. Denn der Multiple-Streams-Ansatz postuliert, dass es drei verschiedene, mit einer Eigendynamik ausgestattete Ströme gibt, die in einem Fenster der Möglichkeiten (Policy Window) zusammentreffen müssen, damit eine bedeutsame Politikänderung zustande kommt. Aktuelle gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen (Problem-Stream), die Entwicklung von Lösungsansätzen für gesellschaftliche Herausforderungen (Policy-Stream) und geeignete politische Prozesse (Politics-Stream), etwa die Verschiebung politischer Machtverhältnisse, müssen also in einem günstigen Moment aufeinander treffen, um tatsächlich zu Veränderungen zu führen. Ob und in welcher Weise dies auf die Entstehung der großen Regionalparks tatsächlich zutrifft, sollen die Untersuchungen im Projekt FreiraumpolitikMSA zeigen.

Ziel der Untersuchungen ist es, besser zu verstehen, wie regionale Freiraumpolitik und -planung vonstattengehen. Künftig könnten die Erkenntnisse dabei helfen, effektive Strategien für den Schutz von Landschaft, Ökosystemen und biologischer Vielfalt zu entwickeln. Die Forschenden werden außerdem eine Einschätzung zur Relevanz der Ergebnisse für die Umwelt- und Raumplanung allgemein sowie für die raumbezogene Nachhaltigkeitstransformation vornehmen. Zugleich wird das Projekt die Grundlage für weitere raumwissenschaftliche Forschung mit dem Multiple-Streams-Ansatz schaffen. So wird das Projektteam auch weiterführende Forschungsfragen formulieren.

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Link zur Projekt-Webseite

Wissenschaftlicher Kontakt im IÖR
Dr. Gerd Lintz, E-Mail: G.Lintzioer@ioer.de 

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.