Konferenz "Reallabore – ExperimentierRäume für den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft"
Datum: 11. und 12. April 2024
Ort: Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Perspektiven der Reallaborforschung - ein Werkstattgespräch
Moderation: Dr. Regina Rhodius
Reallabore sind im Lauf des letzten Jahrzehnts zu einer festen Größe in Transformationspolitik und Transformationsforschung geworden. Mit ihnen verbindet sich der Anspruch, auf experimentellem Weg und im Zusammenwirken verschiedenster Akteure zu besseren Nachhaltigkeitslösungen zu kommen. Wie gut gelingt das in der Realität, wo sehen wir gute und wirksame Reallabor-Praktiken? Und wo braucht es ein genaueres Hinschauen und neue Weichenstellungen? In einer Runde versierter Vertreter*innen aus der Welt der Reallabore wollen wir diesen Fragen konstruktiv-kritisch nachgehen.
Dr. Regina Rhodius, Umweltsozialwissenschaftlerin und Moderatorin, ist seit mehr als zwanzig Jahren in der partizipativen und transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung tätig. Ihre Arbeiten und Projekte verbindet die Frage, wie die Interessen verschiedenster Akteursgruppen durch eine sinnvolle Beteiligung ausbalanciert werden und mittels Integration unterschiedlicher Wissensformen wirksamere Nachhaltigkeitslösungen gefunden werden können. Entsprechend entwickelte sich die Konzeption, Durchführung und Beforschung von Reallaboren in den letzten Jahren zu ihrem Schwerpunkt (u.a. Koordination des Reallabors Wissensdialog Nordschwarzwald). Regina Rhodius ist als Senior Researcherin am Öko-Institut e.V. in der Gruppe "Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (TransNaF) in Freiburg tätig. Zugleich leitet sie an der Universität Freiburg das Reallaborprojekt "Waldlabor Oberrhein".
Dr. Kai Hielscher ist Ökonom und arbeitet seit 2011 in unterschiedlichen Positionen im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Seit 2019 leitet er die Geschäftsstelle Reallabore des BMWK. Die Geschäftsstelle hat sich zur Aufgabe gemacht, die Rahmenbedingung für die Erprobung von Innovationen in Reallaboren in Deutschland und Europa systematisch zu verbessern. Neben der Vernetzung im "Netzwerk Reallabore" des BMWK, verschiedenen Informationsangeboten wie dem "Handbuch Reallabore" oder der "Arbeitshilfe zur Formulierung von Experimentierklauseln" und dem "Innovationspreis Reallabore" ist es zentrale Aufgabe der Geschäftsstelle, neue rechtliche Möglichkeiten für Reallabore zu schaffen. Dabei setzt sich die Geschäftsstelle vor allem dafür ein, Experimentierklauseln verstärkt in nationalen und europäischen Gesetzen zu verankern. Aktuell arbeitet die Geschäftsstelle gemeinsam mit allen Bundesressorts an der Umsetzung des Auftrags aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung, ein Reallabore-Gesetz zu erarbeiten. Dabei sollen übergreifende Standards für Reallabore geschaffen, neue Experimentierklauseln in Fachgesetzen auf Bundesebene eingeführt, ein One-Stop-Shop für Reallabore etabliert und die systematische Prüfung von Experimentierklauseln im Gesetzgebungsprozess verankert werden.
Als Wirtschaftsinformatiker arbeitet Norbert Rost mit einem system- und schnittstellenorientierten Blickwinkel an Nachhaltigkeits- und Beteiligungsfragen. Er war Mitgründer des Regionalgeldes Elbtaler und der Dresdner Transition-Initiative, um globale Nachhaltigkeitsfragen auf lokaler Ebene zu bearbeiten. In seiner Rolle als Projektleiter der "Zukunftsstadt Dresden" konzipierte er gemeinsam mit dem IÖR und der Forschungsgruppe Wissensarchitektur an der TU Dresden ein Beteiligungsverfahren, um Transformationsexperimente partizipativ in der Bürgerschaft heranwachsen zu lassen. Diese wurden zu einem Reallabor gebündelt, bei dem erprobt wurde, wie Nachhaltigkeitstransformation kooperativ zwischen Verwaltung, Wissenschaft und Bürgerschaft beschleunigt werden kann. Er ist Geschäftsführer der futureprojects GmbH, die basierend auf den Zukunftsstadt-Erkenntnissen eine digitale Projektfabrik für Beteiligung in Städten und Regionen entwickelt und Initiativen und Kommunen in Beteiligungsprozessen berät.
Christiane Wagner ist Original-Dresdnerin und studierte Historikerin. Bei der Landeshauptstadt Dresden arbeitet Sie in der Abteilung Bürgeranliegen, im Projekt Smart Participation (Modellprojekt Smart City) als Koordinatorin Bürgerlabor und Community. Sie versucht den "Dingen auf den Grund zu gehen". Dabei ist es ihr wichtig, Menschen über Themen, Räume, gemeinsame Ziele oder Interessen zusammen- und Dresden voranzubringen.
Seit mehr als 20 Jahre ist Christiane Wagner als Netzwerkerin und Expertin für Transfer tätig. In der Vergangenheit arbeitete sie im PR-Sektor und in verschiedenen Transferprojekten der TU Dresden. Mit dem eigenen Unternehmen c:wert war Sie als "Handwerker-PROFILERIN" für das Handwerk tätig.
Bei der Zukunftsstadt Dresden 2030+ (Reallabor) kümmerte sich Christiane Wagner (2020-2022) als Community-Managerin um über 20 Projekte (z. T. Transformationsexperimente). Hierbei war Sie Mittlerin zwischen Bürgerschaft und Stadtverwaltung. Hautsächlich fokussierte Sie sich auf den Auf- und Ausbau eines realen Transferraums im Herzen von Dresden. Dem Bürgerlabor Dresden.
Das Bürgerlabor ist ein Transfer- und Showroom für Bürger:innennahe und nachhaltig-innovative Stadtwicklung, ein Austauschraum zwischen Stadtgesellschaft und Verwaltung sowie ein „Schaufenster Verwaltungsübergreifender Zusammenarbeit“. Hier präsentieren sich Vereine, Netzwerke und Beteiligungs- wie Stadt-Projekte. Gemeinsam regen sie zur Diskussion, Beteiligung und Weiterentwicklung an.
Dr. phil. Dipl.-Ing. Oliver Parodi leitet das Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel (KAT) und ist – als Philosoph, Kulturwissenschaftler und Bauingenieur – Senior Scientist am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Er ist Begründer und Leiter des Reallabors Quartier Zukunft – Labor Stadt (seit 2012) sowie Co-Leiter der Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit. Inhaltliche Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in der transdisziplinären und transformativen Nachhaltigkeitsforschung, und dort speziell in der Reallaborforschung, deren Diskurs und Praxis er seit vielen Jahren mitgestaltet. Als Initiator und Mitgründer des Netzwerks Reallabore der Nachhaltigkeit liegen ihm Partizipation von und co-kreative Ansätze mit unterschiedlichsten Akteuren am Herzen. Wenn er mal gerade nicht im Reallabor steht, widmet er sich gerne den Themen "Kultur der Nachhaltigkeit" und "Personale Nachhaltigkeit".