Nachhaltigkeit neu erfinden:
Zur Rolle von Wissenschaft, Politik und Raum
Nachhaltigkeit ist das vorherrschende Paradigma zur Bewältigung der globalen sozial-ökologischen Krisen. Sie ist das zentrale Leitmotiv übergreifender politischer Strategien (von der lokalen bis zur globalen Ebene), ebenso wie für querschnittsorientierte Raumplanung, Entwicklungskonzepte von Wissenschaftsorganisationen sowie der inter- und transdisziplinären Nachhaltigkeitswissenschaften.
Das Konzept der "Nachhaltigkeit" ist jedoch seit seiner Einführung auf der internationalen politischen Bühne in den 1990er Jahren immer wieder auch sehr grundsätzlich hinterfragt worden. Dies umfasst einerseits Kritik an seinen ontologischen Prämissen und ethischen Unschärfen (z. B. Mensch-Natur Dualismus, unklarer Gerechtigkeitsbegriff, Variation von "starker/schwacher" Nachhaltigkeit, inhärente Wachstumsorientierung, diffuser Raum-/Zeitbezug). Andererseits wird auf die mangelnde Untersetzung des Prozesscharakters von Nachhaltigkeit hingewiesen, was für einen gezielten Umbau komplexer sozial-ökologisch-technologischer Systeme jedoch erforderlich wäre.
Im Kontext des Anthropozäns wird diese Kritik immer drängender. Angesichts der rapide abnehmenden Bewohnbarkeit des Planeten und der damit verbundenen gravierenden räumlichen Ungleichheiten, vervielfachen sich die Rufe nach einem Paradigmenwechsel zur Orientierung und Steuerung tiefgreifender Veränderungen. Gleichzeitig haben die Nachhaltigkeitswissenschaften das Nachdenken darüber vorangetrieben, wie das Zusammenspiel von Wissenschaft und Gesellschaft sowie dessen räumliche Konfiguration Transformationsprozesse beeinflusst - was häufig auch in einer Dekonstruktion des Nachhaltigkeitsbegriffes mündet.
Vor diesem Hintergrund zielt diese IÖR-Forumsreihe darauf ab, die Debatte über Nachhaltigkeit als wissenschaftliches und politisches Leitmotiv weiter voranzutreiben. Es sollen die Konturen dringend benötigter alternativer Zielkonzepte für die Zukunft skizziert werden, die dazu beitragen können, "Nachhaltigkeit" zu ersetzen und ein gutes Anthropozän zu gestalten.
Leitfragen mit denen sich die Reihe beschäftigt sind u.a.:
Konzept und Moderation:
Marc Wolfram
Mai
31.
IÖR-Forum
Titel: Starke Nachhaltigkeit in Raum und Zeit: zum Skalierungsproblem
Referent: Prof. Dr. Konrad Ott, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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JUN
27.
IÖR-Forum
Titel: The dark side of Sustainability. Elements for a deep critique
Referent: Dr. Iván González Márquez, Centro de Investigaciones y Estudios Superiores en Antropologia Social/CIESAS (Zentrum für Forschung und Höhere Studien in Sozialanthropologie), Mexico
Ort: online
Sprache: Englisch
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AUG
27.
IÖR-Forum
Titel: The Future of Sustainable Development in the Anthropocene: In Search of an Alternative Paradigm
Referent: Prof. Dr. Louis Jacobus Kotzé, North-West University, South Africa
Ort: online
Sprache: Englisch
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SEP
5.
IÖR-Forum
Titel: Nachhaltigkeit, Recht und Politik
Referent: Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik, Leipzig
Ort: online
Sprache: Deutsch
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SEP
9.
IÖR-Forum
Titel: Dilemmata der Nachhaltigkeit
Referentin: Prof. Dr. Anna Henkel, Universität Passau
Ort: online
Sprache: Deutsch
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SEP
13.
IÖR-Forum
Titel: Transformative sustainability science as a lever for sustainability transformation(s)
Referentin: Prof. Dr. Andra-Ioana Horcea-Milcu, Kassel Institute for Sustainability
Ort: online
Sprache: Englisch
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