Urban-Rural Assembly (URA)

Entwicklung von strategischen Planungsansätzen und Implementierung von Pilotprojekten für die nachhaltige Stärkung von Stadt-Land-Beziehungen und regionalen Wertschöpfungsketten am Beispiel der chinesischen Region Huangyan-Taizhou, Zhejiang Province

Problemstellung

Das Projekt adressiert eine zunehmend polarisierte Raumentwicklung zwischen schnell wachsenden urbanen Verdichtungsräumen und ihren Hinterlandregionen, die für China und Deutschland eine wesentliche Herausforderung auf dem Weg zur nachhaltigen Raumentwicklung darstellt.

Ziel

Ziel ist es, am Beispiel der Region Huangyan-Taizhou strategische Raumentwicklungswerkzeuge und partizipative Planungsgovernance-Instrumente zu entwickeln. Das BMBF-Teilprojekt des IÖRs fokussiert auf die Veränderungsdynamiken von Ökosystemleistungen in einem Stadt-Umland-Gradienten und analysiert, wie sich die Urbanisierung auf rurale Ökosystemleistungen auswirkt.

Methodik

Zur Erfassung der Veränderung von Ökosystemen und grüner Infrastruktur im urban-ruralen Kontinuum der Region Huangyan-Taizhou wurde in der Definitionsphase des Projektes ein geeigneter Landschaftslängsschnitt (Transsekt) von hochverdichteten Innenstadtbereichen, über den suburbanen Raum bis hin zu eher ländlich geprägten und von Bebauung freien naturnahen Räumen bestimmt. Eine Datenanalyse entlang des Transsekts basierte dabei auf metrischen Landschaftsindikatoren und berücksichtigt besonders die urban-ruralen Landschaftsstrukturen. Weiterhin werden nun Ökosystemleistungsindikatoren genutzt, um Trends und die Entwicklung grüner Infrastruktur sowie die Einflussfaktoren der Urbanisierung zu erfassen.

Ergebnisse

Karten der Landbedeckung und Bewertungen vonÖkosystemleistungen (ÖSL) wurden mit Hilfe eines GIS-Tools erstellt. Sie zeigen die erhebliche Urbanisierungsdynamik in der Fallstudienregion. Insgesamt wuchs die urbanisierte Fläche von Taizhou seit 1995 um 962,32 km² (271,28 %) und verdreifachte sich damit im Zeitraum von 25 Jahren. Angesichts der zeitlich relativ limitierten Spanne von 25 Jahren lässt sich dieser Urbanisierungsschub als dramatisch bezeichnen. Insgesamt ist der Flächenanteil von Grasland in Taizhou um 45,21 % zurückgegangen. Die Fläche der Feuchtgebiete hat mit 99,92 % den größten Rückgang erfahren, was bereits auf erhebliche Auswirkungen auf die mit diesen Nutzungstypen verbundenen ÖSL rückschließen lässt.

Das Projekt verfolgte im weiteren Verlauf die kleinskaligere Untersuchung der Landnutzungs- und Vegetationsstruktur im lokalen Reallabor Beiyang Town in Taizhou sowie im Reallabor Nordhausen als Vergleichsregion in Deutschland. Zudem wurde eine umfassende Bewertung ausgewählter Ökosystemleistungen (ÖSL) für die beiden Reallabore mit dem bereits auf regionaler Ebene angewandten Bewertungsansatz vorgenommen. Schließlich wurde das urbane Flächenwachstum auch auf dieser kleinskaligeren Ebene analysiert, um Einflussfaktoren des ÖSL-Verlustes identifizieren zu können. Die Ergebnisse der Analysen dienten u. a. als Grundlage für die Entwicklung eines 'Raumbildes Nordhausen' und eines 'Raumbildes Beiyang Town'. Durch die zur Verfügung stehenden Zeitreihendaten und -auswertungen konnte auch hier die Dynamik der Veränderungen von ÖSL im Zeitraum von 1992 bis 2020 dargestellt werden, was den erheblichen Urbanisierungsschub auch auf dieser eher lokalen Ebene deutlich werden ließ. Es zeigte sich eine grundsätzliche Abnahme der Qualitäten und Quantitäten von ÖSL im chinesischen Reallabor über den Zeitraum von 1992 bis 2020. Aus den Ergebnissen wurden Empfehlungen für ein Raumbild Beiyang Town abgeleitet. Dabei stehen der Schutz, die Pflege und die Entwicklung von ÖSL im Vordergrund. Vorgeschlagen und mit den regionalpolitischen Vertreterinnen und Vertretern in Huangyan im Sommer 2023 diskutiert wurden Ideen zur Wiedervernetzung von Habitaten für Biodiversität durch Trittsteinbiotope, Grünbrücken und neue Lebensraumelemente entlang der Flussläufe. Ebenso wurden Möglichkeiten zur Integration dieser neu zu schaffenden oder wiederherzustellenden Lebensräume in die chinesische Territorialplanung entwickelt. Die Ideen wurden open access in einem Policy Brief veröffentlicht, den auch chinesische Regionalregierungsvertreter als Co-Autoren mitentwickelten (https://zenodo.org/records/10406039).

Zum anderen wurden mit Hilfe von umfassenden Umfragen (online 49 Teilnehmer*innen und in Präsenz vor Ort 99 Teilnehmer*innen) Nachfragen nach Ökosystemleistungen durch die lokale und regionale Bevölkerung ermittelt. Im Fokus stand zum Beispiel die Frage, welche Ökosystemleistungen als besonders wichtig eingestuft werden (Demand-Seite). Es zeigt sich, dass gerade kulturelle Ökosystemleistungen, die der Erholungsnutzung dienen, als besonders hochrangig von den lokalen und regionalen Befragten angesehen werden.

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.