Modellierungsmethoden zur Bewertung komplexer und sozialer Wirkungen von Politikinstrumenten
Wie wirken politische Strategien und Instrumente in der Gesellschaft? Wie beeinflussen sie unterschiedliche Akteure? Inwieweit werden sie akzeptiert oder abgelehnt? Und warum ist das so? Diese Fragen stellen sich alle, die in dem vielseitigen Feld der Politikberatung tätig sind. Politikinstrumente können Akteure in der Gesellschaft ganz direkt betreffen, etwa durch finanzielle Anreize, Verbote oder Informationskampagnen. Diese können zudem unbeabsichtigte oder unerwünschte Nebeneffekte auslösen. Daher ist es von großer Relevanz vorab zu prüfen, wie sie sich zukünftig in der Gesellschaft auswirken könnten. Für solche Wirkungsanalysen gibt es eine Reihe von Verfahren. Dazu zählen Expert*inneneinschätzungen oder die Multikriterienanalyse. Allerdings berücksichtigen diese Methoden gerade die komplexen Zusammenhänge, in denen Politikinstrumente eingreifen, nur begrenzt. Speziell die Auswirkungen auf soziale Dynamiken bewerten sie nur unzureichend. Dies ist aber gerade entscheidend, um die vielen möglichen Auswirkungen abschätzen zu können, vor allem dann, wenn Politikinstrumente hoch komplexe Dynamiken eines gesellschaftlichen Wandels hervorrufen sollen. Um die Wirkungen von Politikinstrumenten in diesen komplexen Bereichen besser zu erfassen, existieren Ansätze, die ihren Ursprung in den Komplexitätswissenschaften haben. Durch ein Spektrum an qualitativen und quantitativen Modellierungen ist es möglich, komplexe Systeme zu bestimmten Problemstellungen zu modellieren. In solchen Systemmodellen werden auch soziale Faktoren als komplexe Zusammenhänge integriert und zu anderen Themen in Bezug gesetzt. Auf diese Weise können Politikinstrumente und ihre Wirkungen in komplexen sozialen Systemen verortet und schwer fassbare, nicht-lineare oder unberücksichtigte Wechselwirkungen aufgedeckt werden. Außerdem ermöglichen die Systemmodelle virtuelle Experimente, sodass verschiedene Entwürfe von Politikinstrumenten schon im Vorfeld getestet und verbessert werden können.
Im Projekt PoliMod führte das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. im Auftrag des Umweltbundesamtes die Machbarkeitsstudie „Modellierung von Anpassungsmaßnahmen: Akteure, Entscheidungen und Wirksamkeit“ (FKZ 3721 48 104 0) durch. Ziel dieser Studie war es zu analysieren, welche Modellie-rungsmethoden sich für die Bewertung der Auswirkung von Politikinstrumenten auf das Akteursverhalten des Adressaten eignen. Dies beinhaltet neben einer umfassenden Recherche an Ansätzen und Methoden auch der Recherche über bisherige Anwendungsmöglichkeiten im Feld der Politikberatung. Des Weiteren sollten im PoliMod-Projekt drei beispielhafte Systemmodelle erstellt werden um die Charakteristika der verschiedenen Systemmodellierungsansätze an einem praktischen Beispiel zu erläutern. In einem Factsheet sind diese Erkenntnisse abschließend in Kurzform für die Praxis aufzubereiten.
Die wesentlichsten Erkenntnisse sind im deutsch- sowie englischspragigen Factsheet „Modellierungsmethoden zur Bewertung komplexer und sozialer Wir-kungen von Politikinstrumenten - Qualitative und quantitative Sys-temmodellierungsansätze für die Politikberatung“ zusammengefasst (Schünemann et al., 2024a, 2024b). Dieses stellt eine grafisch visualisierte Einführung in das Thema der Modellierung komplexer Systeme zur Bewertung der (sozialen) Wirkung von Politikinstrumenten für Praxisakteure im Feld der Politikberatung dar. Die im Folgenden gezeigten Grafiken wurden aus diesem Factsheet entnommen:
Wann eignen sich qualitative oder quantitative Systemmodelle für die Wirksamkeitsbewertung von Politikinstrumenten?
Eine detailliertere Beschreibung finden Sie im PoliMod-Abschlussbericht.