Problemstellung
Der Flächenverbrauch in Deutschland nimmt trotz entsprechender politischer Ziele nicht ab, sondern weiter zu. Einen hohen Anteil daran hat der Bau von Einfamilienhäusern insbesondere in ländlichen Räumen (vgl. TTS Projektbeschreibung ; Ehrhardt u. a. 2022, 532). Als Grund für die anhaltende Beliebtheit von Eigenheimen wird ein Zusammenspiel von kulturellen Wohnidealen, wohlständischen Lebensstilen, bundespolitischen Subventionen und kommunalen Siedlungspolitiken diskutiert. Sie alle befördern bisher die Wohnform im Einfamilienhaus (u.a. Böcker 2020, 23f.; Holm 2021). Die Eigenheimpolitik und damit verbundene Wohnideale sind allerdings nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus sozial-nachhaltiger Perspektive kritisch zu betrachten. Einfamilienhäuser bieten vor allem einer in sich homogenen Bevölkerungsgruppe Wohnraum, welche sich den Bau oder Kauf finanziell leisten können und zudem oftmals heteronormativen Familien- und Wohnidealen im Einfamilienhaus entsprechen (wollen) (vgl. u.a. Böcker 2020, 22f.; Latocha 2021). Für alternative Familien- und Wohnformen ist in attraktiven ländlichen Neubaugebieten häufig kein Wohnraum vorhanden. Mehrparteienhäuser mit gemeinschaftlich genutzten Flächen und vielfältigem Wohnungsangebot könnten Potentiale bieten, um Wohnraum für heterogene Bevölkerungsgruppen zu schaffen und zugleich den Flächenverbrauch durch Wohnbautätigkeiten zu reduzieren.
Forschungsfragen
Inwiefern bieten ländliche Mehrparteienhäuser transformative Potentiale und Fallstricke für eine ökologisch und zugleich sozial-nachhaltige Siedlungsentwicklung (insb. in ländlichen Neubaugebieten)?
Forschungsleitende Fragen:
Methodik
Das Projekt MehrLand ist als qualitative Fallstudie mit sozialwissenschaftlichem Forschungsdesign angelegt. Es wird zum einen bereits erhobenes Interviewmaterial des Drittmittelprojektes "Trends und Tendenzen der Siedlungsentwicklung" (TTS ) geschlechtersensibel ‚re‘analysiert und zum anderen neues Datenmaterial in zwei Fallgemeinden erhoben. Das Datenmaterial wird jeweils mit der Auswertungsmethode der Grounded Theory analysiert. Mit dieser Methodologie und Methodik soll eine induktive Theoriebildung ermöglicht werden (Przyborski und Wohlrab-Sahr 2014).
Verwendete Literatur
Böcker, Maike, Henning Brüggemann, Michaela Christ, Alexandra Knak, Jonas Lage, und Bernd Sommer. Wie wird weniger genug? Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung. München: oekom, 2020. https://doi.org/10.14512/9783962388041.
Ehrhardt, Denise, Sebastian Eichhorn, Martin Behnisch, Mathias Jehling, Angelika Münter, Christoph Schünemann, und Stefan Siedentop. "Stadtregionen im Spannungsfeld zwischen Wohnungsfrage und Flächensparen. Trends, Strategien und Lösungsansätze in Kernstädten und ihrem Umland". Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning 80, Nr. 5 (28. Oktober 2022): 522–41. https://doi.org/10.14512/rur.216.
Holm, Andrej, Hrsg. Wohnen zwischen Markt, Staat und Gesellschaft: ein sozialwissenschaftliches Handbuch. Hamburg: VSA: Verlag, 2021.
Latocha, Tabea. "Beziehungsweise(n) wohnen – Feministische Gedanken zum Wohnen in der Krise". weiter denken. Journal für Philosophie, Februar 2021. https://weiter-denken-journal.de/herbst_2021_wohnen/Beziehungsweise_Wohnen.php.
Przyborski, Aglaja, und Monika Wohlrab-Sahr. Qualitative Sozialforschung: Ein Arbeitsbuch. DE GRUYTER, 2014. doi.org/10.1524/9783486719550.
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.