Kleinbiotope

Wissenschaftliche Begleitstudie zum Projekt "Kleinbiotope – Lebensräume für wild lebende Tiere und Pflanzen im Gebiet Soziale Stadt Dresden-Prohlis/Wohngebiet am Koitschgraben"

Für eine dauerhaft umweltgerechte Stadtentwicklung unter Schrumpfungs- und Wachstumsbedingungen könnte der Freiraum als mögliche Leitstruktur für die städtebauliche und regionale Entwicklung eine wichtige Rolle spielen. Unklar ist allerdings, wie resilliente Freiraumsysteme konkret aussehen sollten und wie sie durch Entwicklungsmaßnahmen untersetzt werden können. Kleinbiotope unterschiedlicher Ausprägung und Struktur sind eine Option für die geschickte Nutzung von Baulücken, Stadtumbauflächen und Brachflächen, um die, wegen vorhandener Bebauung oft schwer zu erweiternde, städtische Freiraumstruktur mit zu formen bzw. zu ergänzen. Außerdem können auch von kleinflächigen Biotopen wertvolle Ökosystemdienstleistungen erbracht werden. Somit ist es notwendig, sich mit diesem Freiraumtyp auch im Hinblick auf das Ziel des Erhalts und der Entwicklung biologischer Vielfalt im urbanen Raum auseinanderzusetzen. Sukzessionsflächen (eine Variante von Kleinbiotopen) sind für den Biotop- und Artenschutz wertvoll, werden von der Bevölkerung allerdings oft als ungepflegt und verwahrlost wahrgenommen. Hier bedarf es entsprechender Aufwertungsmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit.

Im Rahmen eines durch das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" geförderten Modellvorhabens wurden ausgewählte Flächen im Stadtumbaugebiet Dresden-Prohlis durch Interessierte aller Altersgruppen als Kleinbiotope gestaltet. Dadurch wurden brachliegende Flächen ästhetisch aufgewertet und Lebensräume für wildlebende Tiere und Pflanzen sowie außerschulische Freizeitangebote geschaffen. Ziel des IÖR-Projektes war es, in einer wissenschaftlichen Begleitstudie den Prozess der Konzipierung, Umsetzung und Pflege von Kleinbiotopen mit Akteuren vor Ort sowie die Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit zu evaluieren, um daraus Empfehlungen für die Stadt Dresden aber auch allgemeine Aussagen für die Planung und Umsetzung von Kleinbiotopen abzuleiten.

Das Projekt sollte einen Beitrag dazu leisten, folgende Forschungsfragen zu beantworten:

  1. Wie kann gezielte Freiraum- bzw. Biotopgestaltung für den Naturschutz zum ökologischen Stadtumbau und zur Erhöhung städtischer Lebensqualität beitragen?
  2. Welche Hemmnisse treten auf und was befördert die Umsetzung?
  3. Inwiefern kann die Gestaltung brachliegender Flächen zu Kleinbiotopen unter Mitwirkung interessierter Bewohner zur Aufwertung des Wohnumfelds, zur Akzeptanz wilder Natur in der Stadt und zum Zusammenhalt im Quartier beitragen?

Prozessbeobachtungen sowie Akteurs- und Anwohnerbefragungen sollten Erkenntnisse darüber liefern, welche Phasen der Vorbereitung und Umsetzung bei der Gestaltung der Biotope durchlaufen werden, welche Akteure beteiligt sind, wie diese zusammenarbeiten, welche Hemmnisse auftreten, was die Arbeiten befördert und wie die Kleinbiotope durch die Bevölkerung bzw. Anwohner wahrgenommen werden. Aus den Erfahrungen mit den Kleinbiotopen in Dresden-Prohlis konnten Hinweise über besonders geeignete Maßnahmen und Vorgehensweisen gewonnen und daraus Handlungsempfehlungen zur Umsetzung von Kleinbiotopen unter Beteiligung der Bevölkerung abgeleitet werden.

Schlussfolgerungen aus den Projektergebnissen

Die Schaffung von Kleinstbiotopen bietet die Möglichkeit urbane Biodiversität zu fördern und gleichzeitig zur Wohnumfeldaufwertung beizutragen. Die Einbeziehung der Bewohner in die Gestaltung und Pflege solcher Flächen kann den Zusammenhalt, die Kreativität und das Verantwortungsgefühl der Mitwirkenden fördern und für die Bedeutung von Natur in der Stadt sensibilisieren. Die hier betrachteten Vorhaben können als „Good-Practice-Beispiele“ für eine „unkonventionelle“ Gestaltung des Wohnumfelds angesehen werden, bei dem sich die Bedürfnisse der Stadtbewohner nach Erholung und Naturerleben mit den Anforderungen des Naturschutzes (Förderung urbaner Biodiversität) vereinbaren lassen. Beim Anlegen von Kleinbiotopen sollte darauf geachtet werden, dass dem Biotoptyp angemessene Nutzungen möglich sind. Das heißt, die Biotope sollten im wohnungsnahen Umfeld so konzipiert werden, dass sie gut zugänglich und erreichbar sind. Im Sinne des Naturschutzes und des Naturerlebens ist bei der gezielten Auswahl der Pflanzen auf Vielfalt zu achten (z. B. Wildsträucherhecken statt monotone Koniferenhecken, Wildstaudensäume statt exotischer Blumenrabatten, Wildblumenwiesen statt Einheitsrasen) und die Gestaltung und Bepflanzung der Flächen sollte langfristig pflegeleicht sein. Vorhandene Potenziale zur Beteiligung an Gestaltung und Pflege durch Anwohner sollten aktiviert werden. Wichtig sind dafür Informationen zum Projekt, eine gute Organisation mit Terminvorschlägen und gemeinschaftliches Arbeiten mit Kontakten zu anderen Bewohnern.
Laufzeit

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.