GreenCitiesStudy

Towards Green Cities: The Values of Urban Biodiversity and Ecosystem Services in China and Germany

Projektbeschreibung

Problemstellung
Seit 2008 lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten und bis 2050 werden voraussichtlich zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. In China hat in den letzten drei Jahrzehnten ein rapider Urbanisierungsprozess stattgefunden, der von Regierungsseite unterstützt weiter anhalten und sich sogar beschleunigen soll, so dass bereits 2025 etwa 70 % der chinesischen Bevölkerung in wachsenden oder neuen Städten leben soll. Das wären mit etwa 900 Mio. Menschen beinahe 250 Mio. mehr als heute. Auch in Deutschland ist in den letzten Jahren ein erneuter Urbanisierungsprozess zu beobachten.

Diese Urbanisierung sorgt weltweit für eine zunehmende Flächeninanspruchnahme an den Stadträndern und führt zu Verdichtungsprozessen in den Stadtkernen – auch in China und Deutschland. Während Städte nur etwa 2 % der Erdoberfläche einnehmen, zeichnen die Aktivitäten und Bedürfnisse der dort lebenden und arbeitenden Bevölkerung für beinahe 80 % der Kohlenstoffemissionen, 60 % des Wasserverbrauches und der Nutzung von drei Vierteln der Holzressourcen verantwortlich. Die urbanen Ökosysteme und das natürliche sowie naturnahe Umland der Siedlungsschwerpunkte werden durch veränderte Landnutzungsansprüche und Emissionen in Luft, Wasser und Boden teils massiv unter Druck gesetzt, so dass die Ökosystemfunktionen und entsprechende -leistungen beeinträchtigt sind.

Modernes, urbanes Wohnen, eine wachsende Infrastruktur und attraktive Arbeits- und Freizeitangebote sollen mit dem Schutz von Natur und Umwelt in Einklang gebracht werden. Viele Kommunen und Initiativen verfolgen weltweit eine "grüne" Stadtentwicklung. Die Konzepte und Indikatoren, die dabei als Grundlage dienen, sind breit gefächert. Nachvollziehbare, Indikator-basierte Bewertungssysteme müssen sicherstellen, dass Planungen und Maßnahmen tatsächlich zu mehr Nachhaltigkeit und zu einer besseren Lebensqualität der Bevölkerung in Städten führen.

Ziel
Ziel des Vorhabens ist es, die aktuelle Bedeutung, die Werte und Potenziale urbaner Biodiversität und Ökosystemleistungen – im Kontext einer nachhaltigen Stadtentwicklung bei anhaltenden Urbanisierungsprozessen – zu erfassen, zu beschreiben und verschiedenen Zielgruppen nahe zu bringen. Dabei sollen insbesondere die aktuellen Entwicklungen und verschiedenen Ansätze in China und in Deutschland untersucht werden. Strategisches Ziel ist eine langfristige Anerkennung der Potenziale und eine stärkere Berücksichtigung urbaner Grünflächen in Stadtplanung und -entwicklung.

Forschungsfragen
Wie wird die Thematik urbaner Ökosystemleistungen in internationalen, europäischen und nationalen (in China und Deutschland) städtebaulichen und naturschutzpolitischen Regularien, Prozessen, Initiativen und Praktiken eingebunden?

Welche Leistungen urbaner Ökosysteme sind für die Lebensqualität in Städten von Bedeutung? Welche Ökosystemleistungen sind für Politik und Gesellschaft in Deutschland und China von Relevanz? Welche Stadtbeispiele können zu Verteilung, Bedeutung und Werten von städtischer Biodiversität und urbanem Grün in China und Deutschland (hier primär wachsende Großstädte) identifiziert werden?

Welche Optionen zur Einbindung von Grünräumen in Stadtplanung und Stadtentwicklung können bei Einbeziehung gängiger städtischer Freiflächensysteme, Richtwerte, Planungsinstrumente, Verfahren und derzeitige Grenzen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Aufwertung von Grünräumen – auch bei zunehmender Landverknappung – aufgezeigt und empfohlen werden?

Welche Herausforderungen und Wissenslücken können bei der Implementierung oder Aufwertung von Grünräumen aus naturschutzfachlicher Perspektive im Kontext urbaner Ökosystemleistungen und Urbanisierung (Stadtklima, Stadtnatur und Klimawandel, Naturverbrauch von Städten, Stadtnatur und Gesundheit/Wohlbefinden, Finanzierung von Ökosystempflege, etc.) identifiziert werden?

Methodik
Das Forscherteam bringt seine spezifischen Vorarbeiten in Deutschland, China und international zu den Stichworten urbane Ökosystemleistungen, Städtebau und Stadtplanung, Freiflächensysteme und Grünräume sowie urbane Biodiversität und naturschutzfachliche Anforderungen sowohl allgemein/konzeptionell als auch spezifiziert anhand ausgewählter Fallstudien ein. Damit entsteht ein Gerüst für die zu erstellende wissenschaftliche Studie. Diese wird im Rahmen zweier Deutsch-Chinesischer Workshops und in Expertengesprächen diskutiert und verifiziert. Es wird ein Vorschlag unterbreitet, welche spezifischen Sachverhalte in einem Policy Paper bzw. wissenschaftlichen Aufsatz thematisiert werden sollen sowie wo und wie diese Produkte platziert werden. Dies wird in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber (BfN) und den Beratern umgesetzt.

Ergebnisse
Der Kern des Vorhabens ist die Anfertigung einer explorativen Studie zu Biodiversität in Städten und zu urbanen Ökosystemleistungen im Kontext nachhaltiger Stadtentwicklung in Zeiten anhaltender Urbanisierung in Deutschland und China. In der Studie werden alle Forschungsfragen (s.o.) erörtert und an Beispielen veranschaulicht. Neben dieser umfassenden Studie wird ein Policy Paper entstehen, das wesentliche Aspekte mit besonderer umwelt- bzw. naturschutzpolitischer Relevanz für Medienvertreter und politischen Entscheidungsträger aufbereitet. Des Weiteren soll mindestens ein wissenschaftlicher Artikel entwickelt, realisiert und in einer hochrangigen Fachzeitschrift veröffentlicht werden.

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.