Problemstellung
Die gebaute urbane Form ist maßgebend für die nachhaltige Entwicklung von Städten und Regionen. Sie beeinflusst nicht nur emissionsintensive Funktionsweisen, wie beispielsweise der Abhängigkeit von motorisiertem Individualverkehr, und führt durch Flächeninanspruchnahme zu Rückgang biologischer Vielfalt, sondern bedingt darüber hinaus auch die Effizienz und Effektivität von Klimaanpassungsmaßnahmen. Der Fokus auf die gebaute Form ist daher wichtiger Bestandteil von internationalen und nationalen Nachhaltigkeitsstrategien. Aus diesen Strategien folgen konkrete Politikmaßnahmen in Gemeinden, wie zum Beispiel Förderprogramme, Planungsvorgaben oder Steuern, die die urbane Form beeinflussen.
Während solche Politikmaßnahmen für eine nachhaltige Stadtentwicklung eingesetzt werden, bleiben ihre tatsächlichen Auswirkungen auf die Raumentwicklung jedoch vage und oft unterbetrachtet. Es bedarf daher einer Betrachtung von kausalen Zusammenhängen gebauter urbaner Form und nachhaltigkeitsorientierter Bodenpolitiken.
Ziele
Die Verfügbarkeit von Geo-Daten in harmonisierter Form und die Entwicklung datengetriebener Ansätze, wie beispielsweise dem maschinellen Lernen, erlauben es, großmaßstäblich stadtregionale Strukturen zu analysieren. Gleichzeitig ist der politische Diskurs zur städtischen Nachhaltigkeit bereits lang genug aktiv, dass Auswirkungen von Politikmaßnahmen in der gebauten Form wahrnehmbar sein sollten. Das Projekt verfolgt daher einen Mixed-Methods Ansatz, in dem eine Geo-Daten Analyse mit der Analyse von Politikmaßnahmen kombiniert wird.
Hierzu wird ein Vergleich der Stadtstrukturen im Deutsch-Französischen Grenzgebiet sowie der unterschiedlichen Politikmaßnahmen in den beiden Ländern gezogen. Die funktionalen Regionen von Straßburg und Karlsruhe dienen hierbei als Untersuchungsgebiet. Durch ihre kulturell und wirtschaftlich ähnliche Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, kann der Fokus auf den beiden unterschiedlichen Politiksystemen liegen. Ziel ist es, die kausalen Zusammenhänge zwischen Politikmaßnahmen und entstandener urbanen Form zu verstehen und zu beschreiben. Daraus folgend entstehen Folgefragen, die in den einzelnen Phasen des Projektes beinhaltet werden.
Projektinhalt
Das Projekt teilt sich in drei Phasen ein. In einer ersten Phase wird die urbane Form in den zwei Ländern analysiert und entstehende Muster urbaner Form miteinander verglichen. Hierzu wird ein Geo-Daten Modell aufgesetzt, mit dem Stadtentwicklungsprojekte in 3 Zeitschritten zwischen 1990, 2000, 2010, und 2020 identifiziert werden. Diese Stadtentwicklungsprojekte werden dann hinsichtlich der Charakteristika ihrer urbanen Form analysiert und miteinander verglichen. In dieser Projektphase werden dadurch Muster urbaner Form erkannt und zwischen den beiden Ländern verglichen.
Darauffolgend werden nachhaltige Bodenpolitiken des Untersuchungszeitraums identifiziert und ihre unterschiedlichen Wirkmechanismen nachvollzogen. Eine neo-institutionelle Perspektive auf die unterschiedlichen Praktiken der nachhaltigen Bodenpolitik erlaubt, die darunterliegenden Funktionsweisen und Wirkmechanismen auf Entscheidungsprozesse zu verstehen. Durch eine zeitliche Betrachtung soll die kausalen Zusammenhänge zwischen solchen Politikmaßnahmen und den Ergebnissen der ersten Projektphase nachvollzogen werden.
Abschließend werden ausgewählte Stadtentwicklungsprojekte in den beiden Ländern näher betrachtet und die zugrundeliegenden institutionellen Logiken nachhaltiger Stadtentwicklung nachvollzogen. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, welchen Einfluss Politikmaßnahmen für den individuellen Entscheidungsprozess der gewählten urbanen Form hatten, und ob diese Maßnahmen für die nachhaltige Raumentwicklung förderlich oder hinderlich gewesen sind.
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.