Struktur und Präferenzen von Nutzergruppen in Gegenüberstellung mit den entsprechenden Mengen und Strukturen von Gebäudebeständen sind – wie Zähler und Nenner – die zwei Seiten siedlungsstruktureller Effizienz. Insbesondere im Bereich des Wohnens zeigen Nutzergruppen und Bestände teilweise divergierende Entwicklungsdynamiken. Das wird zukünftig auch die Einfamilienhausbestände betreffen, die für rund 65 % der Wohngebäude und 30% der Wohnungen in Deutschland stehen. Über 50 % der Flächen- und Materialinanspruchnahme sowie der Energieverbräuche gehen auf das Konto der Einfamilienhausbestände. Es ist davon auszugehen, dass zukünftig in Deutschland das Potenzial für die Eigentumsbildung sinkt und damit die Nutzung des EFH-Bestandes durch traditionelle Nutzergruppen zunehmend in Frage gestellt ist. Der demographische Wandel verändert die nachgefragten Wohnqualitäten bei weiter wachsender Wohnflächeninanspruchnahme pro Person. Es entwickeln sich neue Nutzergruppen für die EFH-Bestände. Diese Entwicklungen vollziehen sich divergent und mit regional unterschiedlicher Dynamik.
Ziel der Forschungsarbeiten im Projekt ist eine quantitativ und qualitativ orientierte Gegenüberstellung der Entwicklungsdynamik potenzieller zukünftiger Nutzergruppen mit der Entwicklung des Wohnungsbestandes. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Entwicklungslinien und der künftigen Nutzbarkeit von Einfamilienhaus-Beständen (EFH-Bestände) in Deutschland in regionaler Differenzierung und in Szenarien mit unterschiedlichen Zeithorizonten. Mit dem vertieften Wissen um die Einfamilienhausbestände können die darauf aufbauenden Hochrechnungen zu Materiallager, Materialbedarf und Abbruch-Massen qualifiziert werden.
Auf der Grundlage statistischer Analysen insbesondere der Zensus-Daten wurden Mengengerüste zur Differenzierung der EFH-Bestände und -Problemlagen erarbeitet sowie eine vertiefende Analyse auf Gemeindeebene durchgeführt. Eine Vorausberechnung von Wohnungsbeständen und Leerständen erfolgte bis 2030. Im Rahmen eines umfangreichen Literatur-Reviews wurden Hypothesen zur Entwicklung aktueller und möglicher zukünftiger EFH-Nutzergruppen und Nutzungstrends abgeleitet. Eine Vertiefung erfolgte hier zur Wohnsituation älterer Menschen. Die Ergebnisse liefern Grundlageninformationen zur Beantwortung der zentralen Fragestellungen des FB E auch in Kooperation mit den Projekten DemRess, das den Schwerpunkt auf Ressourcenfragen legt, und Homes-uP, das als Leibniz-Vernetzungsprojekt in Kooperation mit externen Partnern Vertiefungen beispielsweise zu ökonomischen und sozial-ökologischen Fragen oder einer internationalen Perspektive bearbeitet. Die Ergebnisse liefern Grundlageninformationen zur Beantwortung der zentralen Fragestellungen des FB E. Sie können für weitere wissenschaftliche Untersuchungen zur Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen genutzt werden. In der letzten Phase des Projektes geht es jetzt verstärkt darum auch projektübergreifend zentrale Ergebnisse der Forschung zu Entwicklungstrends, Herausforderungen und Handlungsoptionen im Einfamilienhaus-Segment mit Blick auf Publikationen zusammenzuführen.
Interview mit dem Soziologen Andreas Blum zur Zukunft von Einfamilienhausgebieten in der Sächsische Zeitung v. 02.10.2018: "Eigenheimgebiete werden für Probleme sorgen"
Blum, Andreas; Gutting, Robin (2018) Wohnungsneubau im demographischen Wandel – Außerhalb der Wachstumsräume drohen deutliche Überkapazitäten. In: PlanerIn 4/18 S. 55-57
Blum, Andreas; Krauß, Norbert; Martinsen, Milena: Zukunft Einfamilienhaus – explorative Befunde aus der Perspektive der Ressourcen- und Flächeninanspruchnahme. In: Meinel, Gotthard; Schumacher, Ulrich; Schwarz, Steffen; Richter, Benjamin (Hrsg.) : Flächennutzungsmonitoring IX: Nachhaltigkeit der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung?. Berlin : Rhombos-Verlag, 2017, (IÖR-Schriften; 73), S. 271-280
Lohse, Jacqueline: Zukunft des Einfamilienhauses – Es kommt auf die Mikrolage an. In: PlanerIn (2017) 4, S. 60-62
Blum, Andreas; Martinsen, Milena; Krauß, Norbert: Single family home stocks in transition – implications for urban resource efficiency. In: ZEBAU – Centre for Energy, Construction, Architecture and the Environment GmbH, Hamburg: Sustainable Built Environment Conference 2016 in Hamburg: Strategies, Stakeholders, Success factors, 7th-11th March 2016. Conference proceedings, 2016, S.1050-1058, nbn-resolving.org/urn:nbn:de:swb:90-516995
Lohse, Jacqueline; Vandrei, Lars: Leerstand von Einfamilienhäusern: Ein dörfliches Problem? In: ifo Dresden berichtet 23 (2016) 6, S. 20-25
Lohse, Jacqueline: Projektbericht Entwicklungsdynamik EFH – Analyse der Leerstandsproblematik im EFH-Bestand auf der Gemeindeebene. Dresden : IÖR, 2016
Banse, Juliane; Berndgen-Kaiser, Andrea; Deilmann, Clemens; Fox-Kämper, Runrid; Möbius, Martina: Wohnsituation und Wohnwünsche älterer Menschen in ost- und westdeutschen Städten In: Kurzberichte aus der Bauforschung 56 (2015) 2, S.12-15
Effenberger, Karl-Heinz; Banse, Juliane: Auswirkungen des demographischen Wandels. In: Bundesbaublatt 63 (2014) 12, S.54-56
Effenberger, Karl-Heinz; Banse, Juliane; Oertel, Holger: Deutschland 2060 - die Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Wohnungsbestand. Reihe Wissenschaft, 39; Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag, 2014
Banse, Juliane; Berndgen-Kaiser, Andrea; Deilmann, Clemens; Fox-Kämper, Runrid; Möbius, Martina: Wohnsituation und Wohnwünsche älterer Menschen in ost- und westdeutschen Städten. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart, 2014
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.