DEKASYS

Dekarbonisierung des deutschen Wohngebäudebestands - qualitative und quantitative Systemmodellierungen gesellschaftlicher Motivationsprozesse zur Steigerung der energetischen Sanierungsdynamik und die Wirksamkeit von Politikinstrumenten

Problemstellung

Während zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele eine energetische Sanierungsrate (ES) von mindestens 2 % des Gebäudebestandes pro Jahr notwendig ist, liegt die aktuelle Rate bei circa 1 % und stagniert trotz vorhandener politischer Förderinstrumente (1). Obwohl die Fragestellung, wie die ES erhöht werden kann, schon in zahlreichen Untersuchungen adressiert wurde, fehlt es an tieferem systemischen Verständnis des Motivationsprozesses zur energetischen Sanierung. Im vorhergehenden Projekt SYSDYM wurde ein erstes sehr einfaches System Dynamics (SD) Simulationsmodell erstellt, welches den gesellschaftlichen Motivationsprozess auf die energetische Sanierungsrate deutscher Wohngebäude in stark aggregierter Art und Weise abbildet (1). Die nicht-linearen Dynamiken und Einbindung von Politikinstrumenten resultierte in Kipppunkten, welche die Motivation durch steigernde soziale Akzeptanz und somit Bereitschaft zur energetischen Sanierung deutlich steigerte. Dieses SD-Modell soll durch Einbeziehung von Stakeholdern und Befragungen von Haus- bzw. Wohnungseigentümern erweitert und quantifiziert werden.

Projektinhalt

Das übergreifende Ziel des Projektes ist die Erstellung eines umfassenden und validen qualitativen Systemmodelles (Methode: Causal Loop Diagram aus der Systems Thinking Toolbox) zur Beschreibung des Motivations- bzw. Entscheidungsprozesses für oder gegen eine energetischen Sanierung. Hierfür ist die Einbindung von Experten und Stakeholdern aus Politik, Wissenschaft und Praxis ebenso zentral wie die Einbindung verschiedener relevanter Eigentümergruppen. Das Systemmmodell gibt ein tieferes, ganzheitliches Systemverständnis der komplexen, dynamischen Entscheidungsprozesse für oder gegen energetische Sanierungen ermöglichen. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Modelle für verschiedene Eigentümergruppen (Einfamlienhaus, private Wohnungsunternehmen, Wohnungseigentümergemeinschaft) entwickelt worden, um zu prüfen ob sich die Wirkungszusammenhänge in den Systemmodellen für die verschiedenen Akteure unterscheiden. Von hoher Bedeutung ist dabei, dass die Modelle nicht zu komplex, jedoch detailliert genug entworfen sind, um eine realitätsnahe, robuste aber noch nachvollziehbare Abbildung der Wirklichkeit zu erlangen. Auf diesen Modellen aufbauend wurde im Projekt die Wirksamkeit bestehender und alternativer Politikinstrumente auf die energetische Sanierungsdynamik geprüft werden. Stakeholder aus Politik, Wissenschaft und Praxis wurden im Modellierungsprozess eingebunden, was sowohl die Qualität der Modelle steigert als auch deren Akzeptanz zu etwaigen Umsetzung der Erkenntnisse. Der Prozess der Modellerstellung ist in der folgenden Abbildung veranschaulicht:

Forschungsfragen

Wie wirken die bisherigen förderpolitischen Instrumente auf die Motivation zur energetischen Sanierung und wieso führen sie bisher zu keiner deutlich höheren Sanierungsdynamik?

Welche Hemmnisse und Chancen sehen verschiedene Akteursgruppen für die Umsetzung energetischer Sanierungen?

Können durch das tiefere Verständnis des Motivationsprozesses aus den Systemmodellen wirksamere, eventuell auf verschiedene Akteure zugeschnittene Politikinstrumente abgeleitet werden?

Welche nicht intendierten Nebeneffekte haben vorhandene und alternative Politikinstrumente?

Inwiefern erhöht die Methode der zweistufigen Einbindung von Stakeholdern (Modellqualität) und Akteuren (Modellquantität) die Validität und Akzeptanz von Systemmodellen und lässt sich auf andere Bereiche übertragen?

Ergebnisse

Die Erkenntnisse der Modelle werden in Policy Briefs für relevante Entscheidungsträger*innen zusammengefasst. Zur Verbreitung soll v.a. das Netzwerk der in der Modellentstehung eingebundenen Expert*innen dienen. Das Modell und dessen Entstehungsprozess werden zudem als Fachveröffentlichung in einem englischsprachigen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht.

Literatur

(1) Schünemann, C.; Sidorova, A.; Gkini, C.; Kopainsky, B.: Using system dynamics modelling to analyse the interplay of policies and societal motivation for promoting energetic renovation. In: Proceedings of the 2021 System Dynamics Conference, Virtually Chicago, USA, July 26-30 2021. System Dynamic Society, 1-30, 2021. https://proceedings.systemdynamics.org/2021/papers/P1157.pdf
 

 

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