Hintergrund
Städte und Kommunen stehen heute vor einer Reihe von Herausforderungen. Zu nennen sind die Schaffung von neuem Wohnraum, die Erreichung der Klimaziele der Kommunen, steigenden Energiekosten und neue Gesetzeslagen, welche z.B. Städte zur Erstellung von Wärmeplänen verpflichten. Eine große Herausforderung dabei ist, dass die für die Problemlösung benötigten Gebäudedaten nur fragmentiert in Datensilos unterschiedlicher Akteur*innen vorliegen. Die Bereitstellung der Gebäudedaten ist aufwendig, da diese bei verschiedenen Akteur*innen u.a. Eigentümer*innen, kommunalen Fachämtern, Katasterämter, Energieunternehmen, Immobilienportalen oder auch Banken und Fördermittelgebern liegen. Mit einem Datentreuhänder für den Gebäudesektor könnten diese Datensilos aufgebrochen werden und neue Datenprodukte und Dienstleistungen entstehen, die beispielsweise Eigentümer*innen gezielt bei der Beantragung von Fördermitteln für Sanierungsmaßnahmen unterstützen. Durch geeignete vertragliche und technische Rahmenbedingungen können sie einen reibungslosen Austausch von (anonymisierter und verschlüsselter) Daten zwischen Organisationen und Bürgern ermöglichen. So können Bürger*innen Daten souverän mit Unternehmen oder staatlichen Institutionen teilen und davon profitieren. Allerdings ist die Nutzung dieser Datenintermediäre kein Selbstläufer. Die Preisgabe von Daten ist für die Akteur*innen oft mit Bedenken und für staatliche Institutionen mit rechtlichen Fragestellungen verbunden. Entsprechend muss ein Gebäudedatentreuhänder eine geeignete technische, organisatorische und rechtliche Struktur aufweisen, damit er als unabhängiger Intermediär eine Vertrauensbasis schaffen und die gewünschte Wirkung entfalten kann.
Ziele
Ziel des Verbundprojektes "BuildingTrust" ist es, einen modularen Datentreuhänder für Gebäudedaten zu entwickeln, der Nutzer motiviert, (persönliche) Daten bereitzustellen, zu pflegen und anonymisiert zu tauschen. Durch einen selbstbestimmten Datentreuhänder sollen Mehrwerte für Datengebende und Datennehmende generiert und Vertrauen zum Teilen von Daten geschaffen werden. Im Rahmen des Projektes soll der Einsatz von Datentreuhändern für verschiedene Anwendungsfällen getestet werden, wie z.B. der Energieausweis-Erstellung, der Energieabrechnungsdaten-Spende oder der digitalen Unterstützung bei Sanierungsanträgen.
Die übergeordnete Frage des Projektes lautet: Welche Aspekte motivieren Akteur*innen im Gebäudesektor Daten über einen Datentreuhänder bereitzustellen, zu pflegen und anonymisiert zu tauschen?
Das IÖR stellt mit "Colouring Dresden" einen experimentellen Anwendungsfall für Datentreuhänder im Kontext von Citizen-Science bereit. Mit Colouring Dresden können Bürger*innen über eine interaktive Plattform Daten zu Gebäuden eingeben und einen Beitrag zur Erforschung und der nachhaltigen Entwicklung des Gebäudebestandes leisten. Es wird vermutet, dass die Implementierung von Datentreuhandmodellen dazu beiträgt, das Vertrauen der Bürger*innen in die Datenspende zu stärken, die Datenqualität zu verbessern und die Privatsphäre zu schützen, was potenziell eine nachhaltige Nutzung der gesammelten Daten für die Stadtentwicklung ermöglicht. Innerhalb des Citizen Science Projekts werden darum Datentreuhandmodelle erprobt und untersucht, wie sehr sie das Spenden von Daten erleichtern. Darüber hinaus sollen Datentreuhandmodelle dazu beitragen, das Verständnis der Bürger*innen bezüglich Datentreuhänderschaft und die Akzeptanz für den Wert ihrer Daten zu fördern.
Vorgehen
Die Bearbeitung des Projekts gliedert sich in die folgenden Phasen, um die Ziele zu erreichen: Zunächst erfolgt die co-kreative Entwicklung der Ener-giekachel und des Datentreuhandprodukts mit verschiedenen Stakeholdern der Energiewirtschaft, Zivilgesellschaft, Forschung und Verwaltung. Danach wird die Energiekachel programmiert und implementiert. Es folgt eine Er-probung in einem Stadtteil mit begleitenden Aktionen, um die Nutzung der Kachel zu fördern. Die Ergebnisse werden ausgewertet, bevor das Projekt mit einem Abschlussworkshop und einer Danksagung an die Teilneh-mer*innen endet.
Ergebnisse
Im Rahmen des Projektes wird ein Datentreuhandmodell für "Colouring Dresden" ko-kreativ entwickelt und erprobt. Der in diesem Zusammenhang entstandener Code, Daten, Dokumentationen und Veröffentlichungen werden über das IÖR-FDZ Open Access verfügbar gemacht. Die Erforschung und Entwicklung von Anreizsystemen für die Nutzung von Datentreuhandmodellen steht im Kern des Projektes und soll die Hemmnisse der Nutzung von Datentreuhändern im Gebäudekontext minimieren. Mit der Erprobung der Datentreuhändermodelle und die Abstraktion der Erkenntnisse, wird seitens des Forschungsverbunds ein wesentlicher Beitrag zur Theorie und Praxis von Datentreuhändermodellen und Citizen Science erwartet.
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.