Vieles muss sich grundlegend ändern, um für zukünftige Generationen einen lebenswerten Planeten zu erhalten – und das auch noch sehr schnell: Menschliches Handeln löst ökologische Prozesse aus, die zunehmend nicht mehr umkehrbar sind und immer tiefer in eine globale Krise führen. Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) konzentriert sich mit seinem neuen Leitbild und neuer Struktur auf diese Herausforderung und entwickelt raumwissenschaftliche Antworten für Nachhaltigkeitstransformationen in Region, Stadt und Quartier.
Das kommende Jahrzehnt stellt unsere Gesellschaften weltweit vor Herausforderungen in bislang ungekanntem Ausmaß. Während die Pandemie noch längst nicht überwunden ist, gilt es nach wie vor, sowohl Klimawandel, Artensterben und Ressourcenverbrauch als auch Umweltverschmutzungen in den Griff zu bekommen. Neue Wege der Entwicklung müssen zügig beschritten werden, um aus der gegenwärtigen ökologischen Krise heraus zu einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft gelangen zu können. Dabei spielen räumliche Strukturen und Zusammenhänge eine herausragende Rolle – vom Kleingartenverein über das Bauwesen und den regionalen Strukturwandel bis hin zum Landschaftswandel in kontinentalem Maßstab.
Mit Blick auf diese sowohl drängenden als auch komplexen Aufgaben hat das IÖR ein neues Leitbild entwickelt, das einen integrativen Rahmen für seine zukünftigen Forschungsarbeiten absteckt und Prinzipien seiner Arbeitsweise definiert. Das Leitbild wurde erstmalig in einem offenen Ko-Kreationsprozess mit allen Beschäftigten entwickelt, unter Beteiligung des wissenschaftlichen Beirates sowie nationaler und internationaler Akteure aus der Praxis. Zugleich stellt sich das IÖR in seiner organisatorischen Struktur neu auf, um eine effektive Umsetzung des Leitbildes zu gewährleisten.
Mit der integrativen Perspektive lenkt das Institut die Aufmerksamkeit verstärkt auf systemische Wechselwirkungen, Zielkonflikte, aber auch Synergien zwischen den vielfältigen und maßstabsübergreifenden sozialen, ökologischen und technologischen Aspekten räumlicher Entwicklung. „Wir wollen unsere bekannten Kernkompetenzen dazu nutzen, die Komplexität der anstehenden Entscheidungen für die Akteur*innen handhabbar zu machen, und sehen den Schlüssel hierzu in Prozessen der Informationsgewinnung, Beteiligung und Innovation“, erläutert Professor Marc Wolfram, der Direktor des IÖR. Weiter sagt er: „Dazu gehören fundierte Kenntnisse der diversen ökologischen Implikationen des Planens, Bauens und Wirtschaftens in Stadt und Region ebenso wie eine leistungsfähige Dateninfrastruktur und die konsequente Weiterentwicklung von Steuerungsansätzen, Verfahren und Instrumenten.“
In der neuen Struktur des IÖR finden sich daher vier Forschungsbereiche mit langfristiger Programmatik: Der Bereich „Transformative Kapazitäten“ untersucht innovative Ansätze zur Initiierung und Beeinflussung tiefgreifenden sozial-ökologischen Wandels in unterschiedlichen räumlichen Kontexten. Die Bereiche „Landschaft, Ökosysteme und Biodiversität“ sowie „Gebaute Umwelt – Ressourcen und Umweltrisiken“ befassen sich mit den maßgeblichen ökologischen Aspekten räumlicher Entwicklungen in ihrem Zusammenspiel mit Individuen und der Gesellschaft. Der vierte Bereich „Raumbezogene Information und Modellierung“ untersetzt die datengestützten Analysen und Visualisierung in allen Bereichen und baut zugleich das Forschungsdatenzentrum (FDZ) des IÖR aus. Ergänzt wird diese Struktur durch zwei Einrichtungen des IÖR in Kooperation mit der Technischen Universität Dresden: Das Interdisziplinäre Zentrum für transformativen Stadtumbau (IZS) am Standort Görlitz, welches in enger Zusammenarbeit mit lokaler und regionaler Praxis forscht, sowie die 2020 neu strukturierte Dresden Leibniz Graduate School (DLGS), die internationalen wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich raumbezogener Nachhaltigkeitswissenschaften ausbildet.
Das Leitbild des IÖR liefert die Grundlagen für die Entwicklung des neuen Forschungsprogramms des Institutes. Dieses soll im kommenden Jahr in Kraft treten. Es wird für den Zeitraum bis 2028 Schwerpunkte setzen und hinsichtlich des enormen praktischen Handlungsbedarfs einem effektiven Transfer besondere Bedeutung beimessen. Den Auftakt für die neue Programmperiode bildet bereits im Herbst 2021 die Jahrestagung des IÖR unter dem Titel „Raum & Transformation“, die von mehreren kleineren Veranstaltungen unter Federführung bzw. Beteiligung des IÖR zu diesem Thema begleitet wird.
Kontakt im IÖR
Prof. Dr. Marc Wolfram, Direktor des IÖR, M.Wolfram @ioer.de