Wie zufrieden sind Sie mit der Erreichbarkeit des nächsten Supermarktes von Ihrer Wohnung aus? Mit welchem Verkehrsmittel erreichen Sie Ihren Allgemeinarzt oder Ihre Allgemeinärztin? Gibt es Wege in Halle-Neustadt, die Sie aufgrund von Barrieren oder Sicherheitsbedenken meiden? Dies sind nur einige der Fragen, die Wissenschaftler*innen im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes ab November 2.000 ausgewählten Personen aus dem Stadtteil Halle-Neustadt stellen werden.
"Wir möchten mit der Befragung mehr darüber erfahren, welche Wege die Menschen in Halle-Neustadt in ihrem Alltag zurücklegen und wie sie die Erreichbarkeit verschiedener Infrastruktur- und Versorgungsangebote einschätzen", sagt Dr. Stefanie Rößler vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden. Die Befragung ist Teil des Forschungsprojektes "15minESTATES", das Quartiere in fünf europäischen Städten untersucht. Es beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Idee der 15-Minuten-Stadt umsetzen lässt. Im Kern geht es darum, ob und wie die verschiedenen Gruppen der Bewohnerschaft in einem Wohnviertel in möglichst kurzer Zeit und in einem attraktiven Umfeld zu Fuß oder mit dem Fahrrad die wichtigsten Einrichtungen zur Versorgung, Bildung oder Freizeitgestaltung erreichen können. Die Stadt Halle (Saale) ist mit dem Stadtteil Neustadt Partner im Projekt. "Die Erkenntnisse der Befragung sind für uns eine wichtige Grundlage für eine zukünftige, an die Bedürfnisse der Menschen angepasste und nachhaltige Mobilitätsplanung", sagt René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Halle.
Für die Befragung wurden insgesamt 2.000 Personen, die derzeit in Halle-Neustadt wohnen, per Zufall aus dem Einwohnermelderegister ausgewählt. "Wir haben bei der Stichprobe auf eine Ausgewogenheit zwischen den Wohnkomplexen, Altersgruppen sowie alteingesessenen und in jüngerer Zeit zugezogenen Menschen geachtet", sagt Stefanie Rößler. Die ausgewählten Personen werden in den nächsten Tagen per Post über die Einladung zu der Befragung informiert. In einem ersten Anschreiben erhalten sie alle Informationen sowie den Link zu einer Internetseite, damit sie den Fragebogen online ausfüllen können. Wer die Fragen lieber in Papierform beantworten möchte, erhält zirka eine Woche später einen weiteren Brief mit dem ausgedruckten Fragebogen und einem frankierten Rückumschlag. Den Teilnehmenden entstehen somit keinerlei Kosten. "Natürlich ist die Teilnahme an der Befragung freiwillig. Je mehr Menschen uns aber unterstützen, umso aussagekräftigere Ergebnisse können wir erzielen", erläutert Stefanie Rößler vom IÖR.
Die Befragung ist der Auftakt für eine Reihe weiterer Aktivitäten, die im Rahmen des Forschungsprojektes in den nächsten Monaten in Halle-Neustadt durchgeführt werden. Schon jetzt können Interessierte in der Passage 13 an sogenannten Nachbarschaftskarten Orte und Wege kennzeichnen, die sie in Halle-Neustadt besonders gern nutzen oder auch meiden. Auch im Rahmen der Ausstellung "Beyond Plattenbau", die seit dem 25. Oktober in der Turnhalle in der Begonienstraße 30 zu sehen ist, werden die Nachbarschaftskarten aushängen. Des Weiteren plant das Projektteam Workshops und Gesprächsrunden mit Vertreterinnen und Vertretern der Bewohnerschaft, aber auch von fachlich zuständigen Institutionen und Vereinen. Im Projekt 15minESTATES wird eine umfassende Wissensbasis rund um die täglichen Wege der Bewohnerinnen und Bewohner von Halle-Neustadt erarbeitet. Auf dieser Grundlage können Szenarien und Strategien für die Weiterentwicklung und Umsetzung nachhaltiger Mobilität in dem Stadtteil, aber auch für vergleichbare Quartiere in ganz Europa abgeleitet werden
Weitere Informationen zum Projekt 15minESTATES
Wissenschaftlicher Kontakt im IÖR
Dr. Stefanie Rößler, E-Mail: S.Roesslerioer@ioer.de