SoRa+

Aufbau der Sozial-Raumwissenschaftlichen Forschungsdateninfrastruktur SoRa: FAIR, intelligent, integrativ

Hintergrund
Zunehmende Umweltprobleme verlangen nach einem besseren Verständnis der Wechselwirkungen zwischen menschlichem Handeln und der Umwelt. In den Sozialwissenschaften hat sich unter dem Begriff Umweltgerechtigkeit ein weites Forschungsfeld aufgetan, welches sich mit Aspekten der Gesundheit und des allgemeinen Wohlbefindens bis hin zu Fragen der Beteiligung von Bürger*innen beschäftigt. Noch unbeantwortet sind Fragen hinsichtlich der Rolle der individuellen Wahrnehmung von Umweltbelastungen (vor allem in der Wohn- oder Arbeitsumgebung) sowie welche Faktoren diese beeinflussen. Die Verbindung von Daten aus der sozialwissenschaftlichen Umfrageforschung mit Daten aus der raumwissenschaftlichen Forschung könnte ein Beitrag zur Lösung sein. Die mangelnde Verfügbarkeit solcher verknüpfter Daten ist erstens durch die Interdisziplinarität infrastrukturell bedingt, zweitens sind die rechtlichen Rahmen insbesondere hinsichtlich des Datenschutzes sehr komplex und drittens werden die methodischen Herausforderungen in der Anwendung von Geoinformationssystemen (GIS) durch Sozialwissenschaftler*innen häufig nicht bewältigt.

Ziele
Im Rahmen des Projektes wird eine dezentrale IT-Infrastruktur auf Basis von unterschiedlichen technischen Komponenten konzipiert und implementiert, welche über standardisierte Schnittstellen Befragungsdaten großer sozialwissenschaftlicher Datensätze wie des Sozioökonomische Panels (SOEP) oder von GESIS mit raumbezogenen Daten des IÖR verknüpft und für die Forschung bereitstellt. Diese Infrastruktur bildet den neuen Datenverknüpfungsdienst SoRa und soll eine vereinfachte Beforschung von Forschungsdaten aus Sozial- und Raumwissenschaften unter Einhaltung aller technischen und rechtlichen Anforderungen (wie z.B. Datenschutz oder FAIR-Prinzipien) gewährleisten. Über geeignete Nutzerschnittstellen (wie bspw. Packages für die Programmiersprachen R oder Stata) können Forschende den Datenverknüpfungsdienst einfach nutzen. Sogenannte Strukturdatensätze sollen für ausgewählte Panelbefragungen abgeleitet werden, um die räumliche Verteilung der befragten Personen mit künstlich generierten Daten nachzuempfinden. Dadurch können diese Datensätze Datenschutz-konform offen bereitgestellt werden, um außerhalb des geschützten Bereiches eines Forschungsdatenzentrums (FDZ) die Datenverknüpfung testen und für die eigentliche Durchführung in einem geschützten Raum (secure room) vorbereiten zu können. Die Infrastruktur ist erweiterbar, und kann im Laufe der Zeit durch zusätzliche sozial- oder raumwissenschaftliche Forschungsdatenzentren ergänzt werden.

Forschungsfragen
Dem Projekt liegt die Annahme zu Grunde, dass die interdisziplinäre Forschung durch gut aufeinander abgestimmte Forschungsinfrastrukturen (Herstellung von Interoperabilität) unterstützt wird, da erst durch die gemeinsame Analyse von Forschungsdaten aus unterschiedlichen Quellen und Fachbereichen letztlich neuer Erkenntnisgewinn möglich wird. Konkret wird dies am Beispiel von Fragestellungen aus dem Bereich Umweltgerechtigkeit untersucht. Welche aktuellen Forschungsfragen sind in diesem Themenfeld bedeutungsvoll bzw. welche weiteren Fragestellungen stellen sich an der Schnittstelle zwischen Sozial- und Raumwissenschaften? Welche Infrastrukturen müssen zur Bearbeitung dieser Fragen aufgebaut werden? Wie sind diese performant zu implementieren? Lassen sich die neu entwickelten Konzepte und Modelle auch auf andere Fragestellungen übertragen?

Vorgehen
Nach einer Analyse der Bedarfe aus Sozial- und Raumwissenschaft und dem darauf folgenden Entwurf von User Stories (um die Sichtweise der Nutzenden zu definieren) werden konkrete Anforderungen an die IT-Infrastruktur beschrieben. Das Konzept beinhaltet u. a. ein Komponenten- und ein Funktionslayout sowie alle erforderlichen Dienste (SoRa API, Geolinking-Dienst, etc.) und deren Kommunikation untereinander. Anschließend werden die Komponenten implementiert, getestet und optimiert. Projekt-relevante Fragestellungen werden ko-kreativ in Workshops mit anderen Forschenden diskutiert. Die Leistungsfähigkeit des Datenverknüpfungsdienstes SoRa wird durch wissenschaftliche Use Cases zu unterschiedlichen Forschungsfragen demonstriert. Das Projekt wird durch einen wissenschaftlichen Beirat begleitet.

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.