Das Projekt "Stadt der Zukunft auf Probe" wurde im Dezember 2023 beendet. Wir planen die Projektreihe in weiterentwickelter Form und mit einem neuen Fokus fortzuführen. Informationen dazu folgen in Kürze auf den Webseiten des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung und des Interdisziplinären Zentrums für transformativen Stadtumbau.
Bewerbungen zur Projektteilnahme sind derzeit nicht möglich. Wenn Sie sich dennoch für das Wohnen und Arbeiten in der Stadt Görlitz interessieren, wenden Sie sich bitte an folgende Institutionen:
Problemstellung
Görlitz als östlichste Stadt Deutschlands, direkt an der Grenze zu Polen gelegen, ist vor allem für ihren großen historischen Gebäudebestand mit circa 4.000 Einzeldenkmälern bekannt. Die Stadt ist aber auch vom demografischen und sozioökonomischen Wandel in der Region Lausitz betroffen. Um die Einwohnerzahl langfristig zu stabilisieren, ist Görlitz, wie viele andere peripher gelegene Mittelstädte, auf Zuwanderung angewiesen. Vor diesem Hintergrund versucht die Stadt im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung, ihre historische Bausubstanz zu erhalten, attraktive öffentliche Infrastrukturen bereitzustellen, das Arbeitskräftepotenzial zu erhalten und eine lebendige und engagierte Stadtgesellschaft zu fördern. Hinsichtlich einer weiteren Profilierung der Stadt Görlitz im Wettbewerb um Arbeitskräfte und Stadtbewohner*innen, des demografischen und wirtschaftlichen Stabilisierungsbedarfs sowie des Wunschs der städtebaulichen, aber auch stadtgesellschaftlichen Revitalisierung besteht seitens der kommunalen Akteure ein großes Interesse, künftig stärker den Zuzug und das Bleiben in der Stadt in den Blick zu nehmen.
Umweltpolitische Forderungen nach klimaneutralen Lebens- und Wirtschaftsweisen sowie systemischen Transformationsprozessen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung stellen neue Anforderungen, aber auch Chancen für die Entwicklung kleinerer Städte, dar. Eine lokale Transformation zu einer nachhaltigen und insbesondere klimaneutralen Stadt ist nur zu erreichen mit bewussten Verhaltens- und Lebensweisen sowie Engagement der Stadtbevölkerung. Die angestrebte Transformation zu einer klimaneutralen Stadt 2030 erfordert zudem fachliche Kompetenz in verschiedenen Handlungsfeldern, aber auch nachhaltige Lebens- und Arbeitsweisen. Der 2020 veröffentlichte "Leitfaden Klimaneutralität" beschreibt auf Basis einer Ist-Analyse Effizienzpotenziale für die Sektoren Stromerzeugung, Wärmeversorgung, Industrie und Verkehr. Der Leitfaden zeigt die Herausforderungen auf, die auf die Stadt Görlitz zukommen und nur gemeinsam mit Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Bürger*innen bewältigt werden können.
Zielstellung
Das Projekt machte auf den Wohn- und Arbeitsstandort Görlitz aufmerksam und ermittelte zugleich, welche Chancen ein gezielter Zuzug für die Umsetzung einer nachhaltigen Stadtentwicklung birgt.
Ziel war es, Erkenntnisse über die Standortanforderungen und -perspektiven von qualifizierten Arbeitskräften zu gewinnen. Was veranlasst sie, sich an bestimmten Orten und konkret in Görlitz niederzulassen? Was hindert sie möglicherweise daran, den Schritt nach Görlitz oder in eine andere Klein- oder Mittelstadt zu wagen? Welche Bedeutung haben nachhaltige Lebens- und Arbeitsweisen für Standortentscheidungen?
Forschungsfragen
Im Zentrum der wissenschaftlichen Begleitung standen diese Forschungsfragen:
Inwiefern lässt sich eine klar profilierte Stadtentwicklung in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit nutzen, um in kleineren Städten im Strukturwandel gezielt Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften zu generieren und damit eine bewusste und engagierte Stadtgesellschaft zu entwickeln?
Inwiefern kann gezielter Zuzug in kleinere und mittlere Städte zu ihrer Transformation in Richtung Nachhaltigkeit beitragen?
Methodik
Durch Befragungen und Interviews mit den Teilnehmenden wurden die Standortanforderungen, Bleibeperspektiven und Erfahrungen der Probebewohner*innen vor Ort erfasst. Darüber hinaus analysierte das Projektteam auch die Perspektive der Stadtgesellschaft auf einen qualifizierten Zuzug als eine Voraussetzung für den Wandel der Stadt zu mehr Nachhaltigkeit. In verschiedenen Formaten (z. B. Fokusgruppengespräche, Workshops) reflektierten die die Teilnehmenden ihre Erfahrungen zusammen mit den Partnereinrichtungen und auch der Stadtgesellschaft.
Ergebnisse
Es konnten Erkenntnisse zu den Erfordernissen und Umsetzungsbedingungen eines nachhaltigen Lebens und Arbeitens in der Stadt Görlitz gewonnen werden. Die Erkenntnisse aus Görlitz gaben auch Aufschlüsse für die Stadtentwicklungspolitik auf Bundes- und Länderebene sowie für die kommunale Ebene, insbesondere für kleinere Städte. Die im Jahr 2023 beendete Staffel ist darüber hinaus Teil einer über mehrere Jahre laufenden Projektreihe, bei der kontinuierlich Erkenntnisse über experimentelle Ansätze in der Stadtforschung gewonnen und weiterentwickelt werden können.
Ergebnisbericht "Stadt der Zukunft auf Probe - Ein Wohn- und Arbeitsexperiment für ein klimaneutrales Görlitz“, IÖR (Constanze Zöllter, Stefanie Rößler, Robert Knippschild, 2024)
Für das schnelle Auffinden themenspezifischer Auswertungsergebnisse stehen außerdem Lesehinweise zum Bericht zur Verfügung.
Handreichung "Innenstadt- und Zuzugsorientierte Stadtentwicklung in Görlitz. Erkenntnisse und Ableitungen aus der Projektreihe Probewohnen" vom Projektverbund Stadt der Zukunft auf Probe (unter Mitwirkung von Constanze Zöllter, Stefanie Rößler, Robert Knippschild, 2024)
Präsentation zu den Aktivitäten der Teilnehmenden in "Stadt der Zukunft auf Probe - Ein Wohn- und Arbeitsexperiment für ein klimaneutrales Görlitz" - Impact-Stories. Zenodo (Constanze Zöllter 2023)
Auswertung der Bewerbungen zum Projekt "Stadt der Zukunft auf Probe - Ein Wohn- und Arbeitsexperiment für ein klimaneutrales Görlitz", IÖR (Constanze Zöllter 2023)
Artikel "Zuzug auf Zeit – Wege zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung durch einen experimentellen Ansatz" in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift pnd - rethinking planning "Transformatives Forschen trifft Stadtentwicklung – Anwendung und Lernprozesse" (Constanze Zöllter, Stefanie Rößler, Robert Knippschild, August 2022)
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.