HWS-Greiz

Ermittlung von Hochwasserschadenspotenzialen - Pilotanwendung im Untersuchungsgebiet Greiz

Problemstellung

Ein bedeutender Teil des Siedlungsbereichs im Stadtgebiet von Greiz war im Juni 2013 aufgrund des Hochwassers der Weißen Elster überflutet. Ein wesentliches Ziel der verantwortlichen Fachbehörde (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie) ist hier die Reduzierung zukünftiger Hochwasserrisiken durch geeignete Maßnahmen des technischen Hochwasserschutzes unter besonderer Berücksichtigung stadtplanerischer Aspekte und eines wirtschaftlichen Mitteleinsatzes. Die realitätsnahe Prognose potentieller Schäden insbesondere an Wohn- und Nichtwohnbebauungen, an Straßenverkehrsinfrastrukturen sowie die anschließende Bewertung von Hochwasserrisiken bilden eine wesentliche Grundlage, um objektkonkrete Schadensinformationen für die Bewältigung zukünftiger Ereignisse vorzuhalten und um effiziente Maßnahmen der Hochwasservorsorge zielgerichtet planen, priorisieren und umsetzen zu können.

Ziele

Das Vorhaben beschäftigt sich mit der Ermittlung des Hochwasserschadenpotentials in einem Untersuchungsgebiet in der Stadt Greiz (Thüringen). Die Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen umfassen sowohl den Gebäudebestand (Wohn- und Nichtwohngebäude) als auch ausgewählte Verkehrsinfrastrukturen. Damit werden u.a. die Forschungsziele verfolgt, (i) den in Sachsen erfolgreich erprobten gebäudetypologischen Ansatz in einem weiteren Bundesland erstmalig anzuwenden und gegebenenfalls zu erweitern sowie (ii) weitere Rezeptoren (z. B. Straßenverkehrsinfrastrukturen) hinsichtlich ihrer Vulnerabilität gegenüber der Umweltgefahr Hochwasser mit synthetischen Methoden zu untersuchen. Die Ergebnisse bilden eine wesentliche Grundlage für die Bestimmung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses geplanter Hochwasserschutzmaßnahmen im Stadtgebiet.

Forschungsfragen

Welche Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten bestehen zwischen der Gebäudetypologie Sachsens und der Gebäudetypologie der untersuchten thüringischen Fallstudie?

Wie können vorliegende Ansätze für Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen für Straßenverkehrsinfrastrukturen weiterentwickelt werden?

Methodik

Die Erstellung synthetischer Schadensfunktionen basiert auf einer analytischen Methodik, welche vom Leibniz-IÖR maßgeblich entwickelt wurde. Diese Methodik umfasst zunächst die gebäudetypologische Charakterisierung der Wohnbebauung sowie die Untersuchung ausgewählter Repräsentanten für charakteristische Wohngebäudetypen in ihren geometrischen, baukonstruktiven, haustechnischen und nutzungsspezifischen Merkmalen. Im nachfolgenden Arbeitsschritt werden die jeweiligen Repräsentanten einer synthetischen Flutung unterzogen, wofür ein Ansatz mit definierten Überflutungsstufen verwendet wird. Die Festlegung der Überflutungsstufen bestimmt das Schadensausmaß an der Gebäudesubstanz und orientiert sich am grundsätzlichen Anliegen, signifikante Leistungsbereiche für eine bauliche Instandsetzung zur Beseitigung von Hochwasserschäden abzugrenzen. Jede Überflutungsstufe umfasst dabei bestimmte Konstruktionselemente des Gebäudes, für deren Instandsetzung wiederum charakteristische Bauleistungen erforderlich sind. Die Kalkulation der spezifischen Wiederherstellungskosten basiert auf Leistungsverzeichnissen, welche die erforderlichen Instandsetzungsleistungen für jede Überflutungsstufe gliedern und nachvollziehbar dokumentieren.

Projektergebnisse

  • Systematische Auseinandersetzung mit dem Gebäudebestand, d. h. Differenzierung und Identifizierung von typischen Gebäudeformen (Wohn- und Nichtwohngebäudetypen)
  • Erarbeitung synthetischer Schadensfunktionen für Wohn- und Nichtwohngebäudetypen, die den Zusammenhang zwischen Überflutungshöhe und Wiederherstellungskosten zeigen
  • Differenzierung des Straßen- und Wegenetzes und Analyse der physischen Vulnerabilität gegenüber verschiedenen Hochwassereinwirkungen
  • Ermittlung der Hochwasserschadenspotentiale (Schadenserwartungswerte) für verschiedene Hochwasserszenarien im Ist- sowie im Planungs-Zustand (verschiedene Überflutungsflächen und Wasserstände)

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. wird gemeinsam durch Bund und Länder gefördert.

FS Sachsen

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.